31-Jährigem wurde bei Seitensprung geliehener Luxuswagen in Polen gestohlen
Von Michael Zgoll
„Ein Fall mit tragikomischen Zügen hat sich am Donnerstag am Amtsgericht Hannover aufgeblättert Angeklagt war ein 31-Jähriger wegen schweren Betrugs, er sollte einen 68 000-Euro-Mercedes nach Polen verschoben haben. Nach einer herzergreifenden Verteidigungsrede, vorgetragen von Anwalt Matthias Waldraff, wurde der Langenhagener freigesprochen. Doch aus dem Schneider ist er damit noch lange nicht: Zurück bleibt eine zutiefst getroffene Ehefrau, die sich im Gerichtssaal detailliert anhören musste, wie ihr Mann sie mit einer jungen Studentin betrog. Und dann ist da auch noch die Autovermietung, die dem 31-Jährigen den GLE 350 vermietet hatte: Sie dürfte nun versuchen, den Schadensersatz für die bis heute verschwundene Luxuskarosse auf zivilrechtlichem Wege einzuklagen.
Lauschige Tage in Polen
Der Langenhagener hatte laut seinem Verteidiger im Frühjahr 2016, rund zwei Monate vor der geplanten Hochzeit mit seiner jetzigen Ehefrau,eine Affäre mit einer Studentin der Technischen Universität Berlin begonnen.Kennengelernt hatte er die 24-Jährige über das Dating-Portal Tinder. Man traf sich dreimal in Hannover, wo die gebürtige Polin gerade ein Praktikum absolvierte, dann verabredeten die beiden, die Eltern der Studentin in Nowogard(70 Kilometer nordöstlich von Stettin) zu besuchen und ein paar lauschige Tage am gleichnamigen See zu verbringen. Weil seine zukünftige Ehefrau den gemeinsamen Wagen in jener Maiwoche 2016 brauchte, lieh er sich bei einer Autovermietung in Hannover ein Fahrzeug. Eigentlich, so Waldraff, habe sein Mandant ja nur einen Ford Focus haben wollen, aber als man ihm den Mercedes-SUV zu Sonderkonditionen anbot, wurde er erneut schwach – wie schon bei der jungen Studentin. Seiner künftigen Ehefrau erzählte er, dass er sich in Berlin mit einpaar früheren Kommilitonen treffen wolle, hinterlegte beim Autoverleiher auch ihre Kreditkarte.
Lügen in Berlin
Vielleicht wäre die voreheliche Affäre sogar unentdeckt geblieben, wenn – so die mit Verve vom Verteidiger vorgetragene Geschichte -das Luxusgefährt auf einem Hotelparkplatz in Nowogard nicht gestohlen worden wäre. Der Langenhagener wurde panisch, zumal in seinem Mietvertrag ein Passus stand,dass er mit dem teuren Wagen nicht nach Polen reisen dürfe. So ließ er sich von einer Bekannten der Studentin nach Berlin chauffieren und erklärte den Beamten eines dortigen Polizeireviers, dass ihm der Mercedes just an jenem Tag in Berlin gestohlen worden sei. Später allerdings ergab ein Auslesen des werkseigenen Ortungssystems, dass der GLE 350 in diesem Zeitraum nie durch die Berliner Innenstadt bewegt worden war. So kamen die Ermittlungen wegen des Verdachts der Autoschieberei in Gang.
Die Staatsanwältin sagte, dass sie die vom Verteidiger präsentierte Story nicht glaube, aber auch nicht widerlegen könne – deshalb sei der Angeklagte freizusprechen. Die Studentin hätte eine wichtige Zeugin sein können, soll aber verschollen sein. So entschied denn auch Amtsrichter Michael Stüber auf Freispruch, war durchaus beeindruckt von der zutiefst erschütterten Ehefrau, der ihr Mann erst wenige Tage vor der Verhandlung seine Affäre und die daraus erwachsenen Misslichkeiten gebeichtet hatte. „Die härtesten Strafen werden in solchen Fällen nicht im Gerichtssaal, sondern zu Hause von den Ehefrauen ausgesprochen“, formulierte es Anwalt Waldraff nicht ohne Pathos. Doch auch der Verlust des Versicherungsschutzes und der Haftungsbeschränkung für den in Polen verschwundenen Mercedes GLE dürfte dem Langenhagener noch heftige Kopfschmerzen bereiten.“